„Musik & Theater“ – Sa 21.12.2013 – Bericht

Geschenke schon vor Heilig Abend? Wo gibt’s denn sowas?

Na, beim Musikverein „Frohsinn“ Mimbach, natürlich. Denn traditionell ist hier schon am 4.Adventssamstag Bescherung.

Die Musikerinnen und Musiker des nunmehr 110 Jahre jungen Vereins verstehen sich vorzüglich darauf, aus schwarzweiß bedrucktem Notenpapier glänzendbunt verpackte Präsente voller tönender Überraschungen zu schnüren.

Beim Öffnen des ersten Päckchens mit dem Geschenkeanhänger „Jugend musiziert“ ertönten Variationen des Weihnachtsliedes „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, arrangiert von Michael Schmidt eigens für sein Schülerorchester. Leider war es ihm aus sehr persönlichen Gründen nicht vergönnt, seine Musiker selbst zu präsentieren. Man vermutet, dass er in 6 Jahren an diesem Datum einen ganz bestimmten Schlager von Udo Jürgens singen wird. Daniel Peters, der auch das Jugendorchester und das Große Blasorchester leitete, half gerne aus.

Es war beeindruckend, was diese erst seit September bestehende Formation bereits zu leisten vermag. Genau so lange „im Geschäft“ und mit gleichem Eifer präsentierte sich die Blockflötengruppe. Die Kinder bestanden im Vorfeld darauf, Ihre (Groß-) Eltern an Weihnachten zu überraschen. Diesen Wunsch konnte Ausbilderin Jasmin Schaeffer natürlich nicht verwehren und die 4 Mädchen und ein „Quoten-“ Junge hatten mit „Jingle Bells“ ihren ersten, großen Auftritt in der vollbesetzten Bliesgaufesthalle.

Seit mehr als einem Jahr leitet Denis Germany eine Percussiongruppe, um junge Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger mit Rhythmen und allerlei Rhythmusinstrumenten in einer Art vertraut zu machen, die im Einzelunterricht oder im Orchesterverband nicht möglich ist. Neu in diesem Jahr war die Einbindung von Xylophon und Glockenspiel, so dass „Oh du Fröhliche“ einmal ganz ohne Bläser erklang.

Mit „ABBA-Hits for Kids“ traf Dirigent Peters sowohl die Interessen seiner Musiker des Jugendorchesters als auch den Geschmack des Publikums. Held bei „Hero“ war Florian Freidinger am Solosaxophon. Nicht nur die Moderatorinnen Andrea Weinland und Patricia Meyer könnten sich vorstellen, dass Kirstin Weingart nach ihrem Solo bei „Imagine“ von John Lennon auch künftig im Orchester im Vordergrund stehen wird.

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Das zweite Päckchen überreichte das Große Blasorchester und es überraschte u.a. mit der „Nussknacker-Suite“ von Tschaikowsky im Arrangement von Paul Lavender. Später im Programm funkelte es gewaltig beim „Herr der Ringe“ von Johan de Meij.

Im schlichten Titel verpackt kam „Simple Gifts“ von Robert Smeets daher, aber es war ein Geschenk, das es wirklich in sich hatte: Die Fingerfertigkeit der Holzbläser stand hierbei den rasend schnellen Fußbewegungen von Michael Flatleys „Lord of the Dance“ in nichts nach und war einer der musikalischen Höhepunkte des Abends.

Die Kombination aus „Musik & Theater“ bei einem Musikverein ist ziemlich einzigartig, hat aber in Mimbach eine lange Tradition und so legte die vereinseigene Theatergruppe einen Zweiakter von Claudia Gysel unter den „Frohsinn“-Baum.

„Lieber ledig und frei“ berichtete von den drei ledigen Brüdern Hürlimann des Mimbacher Winterberghofs, deren neueste Errungenschaft ein im Kuhstall eingebautes Plumpsklo ist und deren Leben ansonsten im Einklang mit der Natur wie der hof nahe Schelmenbach dahinplätschert.

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Hausmann Gottlieb (Eric Moschel) hat so seine liebe Not, den Haushalt zu führen und die gute Stube sauber zu halten. Seine Brüder Franz (Jonas Becker) und Hansjakob (Martin Lauer) bewirtschaften tagsüber Felder und Hof. Allabendlich entbrennt der Bruderkampf um den besten Platz auf dem Sofa und um die Fernbedienung im Junggesellenhaushalt.

Dass sich was ändern muss, darüber sind sich unabhängig die beiden Ältesten einig und versuchen via „Bauer sucht Frau“-Moderatorin Cindy Hoffmann (Franziska Fischer) den ein oder anderen Bruder „loszuwerden“.

Für weiteren Tumult im beschaulichen Leben sorgt ein von Postbotin Elisabeth Specht (Julia Reischmann) zugestellter Brief, der ein millionenschweres Erbe in Aussicht stellt: Binnen Jahresfrist muss zumindest einer der Brüder verheiratet sein, damit das Vermögen ausbezahlt wird. Wie Dung die Fliegen so lockt Geld „Luxusweib“ Anna-Lena Montserrat (Kristina Tholl) an, doch keiner der Hürlimänner will ihr Bauernopfer werden, sondern jeder viel lieber „selbstständig“ bleiben. Aber gegen den Charme von Nachbarin Rosemarie (Anna Becker) kommt auf Dauer schließlich der Jüngste nicht an…

Mit diesem herrlichen Schwank und dem unterhaltsamen Musikprogramm bot der Musikverein Mimbach seinen Gästen wieder einmal einen kurzweiligen Abend voller „Frohsinn“. Ein Besucher brachte es treffend auf den Punkt: „Die können nicht nur gute Musik – sondern auch klasse Theater.“

Übrigens: Wer die schauspielenden Musiker verpasst hat oder gerne noch einmal erleben möchte, dem sei ein Besuch der Gersheimer Theaterwoche am 25.01.2014 um 20 Uhr empfohlen. (vk)


Schmankerl: Backstage „Theater“


 

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