Musizieren in einem größeren Ensemble lebt davon, dass die Musikerinnen und Musiker einen homogenen Klangkörper bilden, aufeinander hören, feinste Nuancen des Dirigats erkennen, um die Musik miteinander zu fühlen. Nur dann werden schwarze Noten zu Kunst, die Herz und Geist erfreuen. Ein winzig kleines Virus aber schafft es, diese virtuelle Vernetzung der Sinne zu sabotieren, Orchesterproben im klassischen Sinne zu zerstören und sogar schwerste Erkrankungen auszulösen.
Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie drohte auch das Vereinsleben des Mimbacher Musikvereins völlig zum Erliegen zu kommen. Doch der Klangkörper des Vereins stellt sich vehement gegen dieses aggressive Virus. Denn wer nicht kämpft, hat schon verloren! Per Videochat konnten teilweise Instrumentalunterricht abgehalten werden, auch Vorstandssitzungen fanden online statt. In vielen Telefonaten und Mails mit dem Musikverband und der Ortspolizeibehörde wurden Möglichkeiten diskutiert und erfragt, was wann und wie möglich ist, um einen Probebetrieb wieder aufzunehmen. Selbstverständlich steht Gesundheitsschutz an oberster Stelle.
Mit den Lockerungen zum 15.Juni war nun auch endlich nach 3 endlos langen Monaten der Abstinenz wieder eine Orchesterprobe unter vielen behördlichen Auflagen zum Infektionsschutz möglich. Mit einem seitlichen Mindestabstand von 2 Metern, in der Höhe versetzt sitzend fand letzten Freitag im Schulhof der Geschwister-Scholl-Schule die erste Probe statt.
Die Bedingungen sind eher surreal statt ideal. Ansagen des Dirigenten kommen durchs Megafon. Immerhin hört man ihn dann wenigstens. Aber dem Ferndirigat kann man teilweise mit Lesebrille nur schlecht folgen. Statt Pausengetränke gibt es Desinfektionsflaschen, Nase pudern geht überhaupt nicht, Neuigkeiten erfährt man nur hinter vorgehaltenem Mundschutz.
Dennoch beschweren sich die Instrumentalisten nicht, denn die Alternative wäre aktuell: Nichts – nada -niente!
Und doch hoffen alle auf konstruktive Unterstützung aus dem großen Haus am Paradeplatz, wo Bürger und Ortsvereine Rat suchen und finden sollten. Dringend benötigen die Musiker eine geeignete Probemöglichkeit unter einem Dach, bis der eigentliche Übungsraum wieder im früheren Sinne nutzbar ist. Mit Sorge blickt der Vorstand auf die Fortführung der Jugendarbeit. Hier braucht der Verein eine „hygienisch, saubere Perspektive“, Hilfe und Unterstützung seitens der Verwaltung und politisch Verantwortlicher, denn Orchester können dauerhaft weder in weiter Ferne im Freien noch im World Wide Web proben. (vk)