Gelungene Choreography
„Oma, lass mich vorgehen. Ich bin heute wichtiger als Du!“, sprach der siebenjährige Mathis beim Betreten der Bliesgaufesthalle. Und da hatte der kleine Mann gewiss nicht Unrecht: Denn als „Zukunftsmusiker“ im Blockflötenensemble stand sein erster Auftritt vor großem Publikum beim Weihnachtskonzert des Mimbacher Musikvereins bevor. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Freude die Jüngsten im Verein ihrem Auftritt entgegenfiebern, sich selbst anmoderieren und die ersten Flötentöne zum Besten geben. Darüber hinaus überraschten die Kinder Eltern und Gäste mit gesungenen Weihnachtswünschen „Feliz Navidad“, begleitet von ihrer Kursleiterin Jasmin Schaeffer und ihrer Ukulele.
„Stimmgewaltig“ war aber auch das Jugendorchester unter neuer Leitung von Tommes Rute, welches mit der „Pirates Ouverture“ von Klaus Badelt seine musikalische (Aus-) Beute der letzten Wochen präsentierte: Nach außen stets furchteinflößend, hat doch auch einjeder Freibeuter ein gutes Herz, was bei „You’ll be in my heart“ von Phil Collins hörbar wurde. Und dann war die Kulisse fast zu klein, als die Bläserklasse der Geschwister-Scholl-Schule und das Durchstarterorchester des Musikvereins die Bühne enterten. Und die wenigsten der Zuhörer hätten gedacht, dass man mit nur drei Tönen die Bühne rocken kann. Aber der „3-Noten-Rock“ bewies klangvoll, dass das Geheimnis der Musik auch darin begründet liegt, in und mit ihr Freude zu erleben.
Welch schwierige „Choreography“ man mit allen Noten erarbeiten kann, zeigte danach das Große Blasorchester unter der Leitung von Daniel Peters mit dem gleichnamigen Titel aus der Feder von Robert Sheldon. Aber nicht nur die Musiker überzeugten, auch Anja Jung und Stefan Hamernik moderierten humorvoll auf der Suche nach dem roten Faden durchs vielfältige Programm. Und es gelang ihnen, den „Abendsegen“ aus Hänsel und Gretel mit „A New Village“ von Kees Vlag zu verknüpfen.
Auch wagten sie einen „Tanz der Vampire“, der ebenso frenetischen Applaus erhielt wie das aktuell in den Charts gespielte Weihnachtsmärchen „Fairytales of New York“.
Vom Broadway ging es dann beim „Spiel um Jupiter“ auf die „Naturbühne Mimbach“ zurück und nun wurden zusätzlich die Lachmuskel des Publikums gefordert.
Mit viel Spielwitz gelang es den schauspielenden Musikerinnen und Musiker in der Komödie von Manuela Reimers die Unpässlichkeit des Zuchtbullen Jupiter mit den unlauteren Paarshipmethoden der Tante Lisbeth (Kristina Tholl) für ihren Neffen Reiner (Eric Moschel) verwechslungsreich in Szene zu setzen. Auf dem beschaulichen „Knack“-Hof spielten plötzlich nicht nur bei den tierischen Bewohnern die Hormone verrückt. Bauer Heiner (Johannes Berg) erlebte seinen zweiten Frühling, die sommersprossige Heiratskandidatin Heidi Hussong (Antje Herrmann) fühlte sich plötzlich „viel zu scheen fier die Männer“.
Bei Sprachlosigkeit half zwar bisweilen Annette Blumenauer im Souffleurkasten, aber erst die viel zu dick aufgetragene Salbe der Tierärztin Cindy (Anja Jung) sorgte schließlich für Heilung und ein Happy-End, denn: „Jedes Töpfchen find‘ sein Deckelchen“ (Lilo Pulver). (vk)