Einfach hervorragend – Bericht vom Dt. Musikfest in Osnabrück

Wenn man unsere Konzertreise zum Deutschen Musikfest 2019 nach Osnabrück mit einem Wort resümieren müsste, dann wäre dies mit „hervorragend“ hervorragend beschrieben.
Denn hervorragend steht für die interne und externe Organisation, die herzliche Freundschaft zu den Musikerinnen und Musikern aus Rentrisch, mit welchen wir als Spielgemeinschaft den Saarpfalzkreis bei den Wertungsspielen vertraten, das musikalische Rahmenprogram des 4-tägigen Festivals und schlussendlich natürlich auch für die Wertung, welche unser Projektorchester mit „An Irish Rhapsody“ und „Schmelzende Riesen“ erspielt hat

Doch der Reihe nach: Bestens gelaunt starteten wir an Christi Himmelfahrt die Tour um Punkt 8 Uhr ab Mimbach via Rentrisch nach Niedersachsen, um am späten Nachmittag in einer etwas anders humorigen Gegend ein wenig außerhalb von Osnabrück im Hotel einzuchecken. Trotz des bevorstehenden Wertungsspiel tags darauf ließen es sich die über 50 gestandenen Saarländer aber nicht nehmen, in Sachen Partylaune den „lachenden Kellerkindern“ (mindestens 3. UG) ein wenig Entwicklungshilfe zu geben.
Doch wer feiern kann, der kann auch aufstehen und musizieren: Statt „um zwölf werd‘ gess“ hieß es nämlich am Freitag „Bühnenzeit“ statt „Mahlzeit“. Trotz dieses Handycaps spielte sich die Saarpfalz-Formation unter Leitung von Daniel Peters in die Herzen – oder besser- Ohren der Juroren, welche nach dem Schlussakkord unserem Dirigenten eine fast gänzlich unkommentierte Partitur mit den Worten „was sollen wir jetzt noch sagen“ in die Hand drückten. Die akribische und sorgfältige Vorbereitung hat sich somit gelohnt und Rentrisch als auch Mimbach dürfen auf ihre hervorragende Orchester sehr stolz sein

Spielgemeinschaft „Mimbach-Rentrisch“ nach dem hervorangenden Wertungsspiel (Bild: K. Schunck)

Wer zeitig spielt, darf früher feiern und am Nachmittag ging es dann (wieder in zivil) nach Osnabrück, wo die komplette Altstadt den mehr als 8000 angereisten Musikern als Musikbühne diente. Auf allen Plätzen und in vielen Hallen gab es hochkarätige Vorträge. Besonderes Highlight am Abend war sicherlich die Aufführung der 10. Sinfonie „The River of Time“ von David Maslanka, hervorragend dargeboten vom LandesJugendBlasOrchesters Rheinland-Pfalz unter Leitung von Stefan Grefig.
Auch am Folgetag unterstützten 2 Handvoll Mimbacher Musiker gerne unsere Nachbarn aus der Südwestpfalz. Im Alando-Palais trat das Moosalbtaler synphonische Blasorchester mit unserer aus dem BSM-Aufwindorchester bekannten Kathrin auf. Es war ein tolles Bild, als die ca. 50 Musikerinnen und Musiker im schummrigen Licht die Showtreppe herunterliefen. Die Akustik war so speziell wie das gesamte Etablissement und wir fragten uns, was normalerweise so ab 23h hier bewertet wird…

Aber natürlich haben wir auch unsere eigenen Landsleute kräftig unterstützt: Die am Samstag fast im Handstreich seitens des Veranstalters versucht zu unterdrückende Zugabe der Pfarrkapellen Schwarzenbach/Primstal unter Leitung von „Holz-Coach“ Philip Wilson konnte nur der starke Saarpfälzer Fanblock unter lauten Protestrufen gerade noch vereiteln und gemeinsam erklang dann der „Steigermarsch“ am Nikolaiort als Hommage an das älteste der neuen Bundesländer.
Aus dem „Ländle“ reiste für den Abend das Landesblasorchester Baden-Württemberg an – übrigens das beste Laienorchester Deutschlands – und lud unter der Stabführung von Björn Bus zur langen „Herr der Ringe“-Nacht in den vollbesetzten Europa-Saal der Osnabrückhalle ein. War bereits die erste Sinfonie mit „Live-Bildern“ der belgischen Sandmalerin Colette Dedyn ein unbeschreibliches Hör-Seh-Erlebnis, so gesellten sich nach der Pause zur Deutschen Uraufführung der fünften Sinfonie „Rückkehr nach Mittelerde“ nochmals 80 Sängerinnen und Sänger aus Heidenheim dazu, um die von Johann de Meij vertonte Tolkiensche Fantasiewelt der Elben und Trolle stimmvoll in „elbisch“ darzubieten. Der Komponist selbst führte in sein Werk ein und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen, was ihn 30 Jahre nach der ersten Sinfonie zu diesem pompösen Werk inspirierte. Toll, wer diese musikalische Höchstleistung miterleben durfte.
Auch andernorts gab es Musik vom Feinsten vielerlei Stilrichtungen und für dieses tolle Angebot hätten 14 Festivaltage wohl auch nicht ausgereicht.

Johan de Meij in Concert und Interview (Bild: J. Klein)

In heutiger Zeit war es aber besonders beeindruckend, dass hier 4 Tage völlig friedlich in Harmonie musiziert und gefeiert wurde. Wir durften stets „unkontrolliert“ mit Rucksäcken die Hallen betreten und die wenigen Polizisten auf dem Festgelände konnten einmal eine ruhige Kugel schieben – Osnabrück kann sich nach der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am Ende des 30-jährigen Krieges nun 371 Jahre später zum zweiten Mal verdient „Friedensstadt“ nennen – den Musikerinnen und Musikern vieler Länder sei gedankt.
Das Motto „Klang.Vielfalt.Leben“ des 6. Deutschen Musikfestes brachte den gesellschaftlichen Stellenwert der Blasmusikszene somit hervorragend auf den Punkt. Mit drei Worten!

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