Was die Reblaus für den Wein, war Covid-19 für Kultur. Nach 3 Jahre andauernden Ernteausfälle konnte der Mimbacher Musikverein endlich wieder seine „Klingende Maibowle“ ausbauen und kredenzen.
Im Anklang an die Originalrezeptur von Walter Klein – Bowlenwirt seit dem ersten Konzert 1979 unter diesem Motto – übernahm Vera Hinrichs die Bowlenkelle und sorgte mit ihrem Ansatz der Prädikatsstufe „Vera-Taste“ für die flüssige Begrüßung.
Den deutlichsten Unterschied des 23-er Jahrgangs war sicherlich der Ort seiner Präsentation, worauf der neu gewählte Vorsitzende Eric Moschel in seiner Antrittsrede ausführlich hinwies. Dankbar für Bereitstellung der Halle im Stadtteil Blickweiler reicht der Saal dennoch akustisch und in der Bühnengröße nicht an die gesperrte Festhalle heran. Beigeordneter Guido Freidinger hatte Grußworte des Bürgermeisters im Gepäck, teilt die Sorgen und Nöten der kulturtreibenden Vereine im Stadtgebiet, konnte aber die Musikfreunde hinsichtlich einer baldigen Lösung nicht überraschen.
Überrascht hingegen haben die Akteure aller Vereinssparten, wie sie mit der Situation umgehen, als sich der virtuelle Vorhang öffnete.
Das Opening gehört traditionell der „Zukunftsmusik“, allen voran die Blockflötenkinder mit ihrer Leiterin Luise Oberringer. Gefolgt von dem Schülerorchester „Durchstarter 2.2“, in deren Reihen Birgit Schunck als „durchstartende Frau und Mutter“ ihre Feuertaufe am Saxophon mit Bravour bestand. Respekt und zur Nachahmung empfohlen, denn: „Höre nie auf anzufangen, fange nie an, aufzuhören“.
Andreas Schneider, Dirigent der Orchester, stellte musikalisch das Konzert unter das Motto „FUN“ und weist darauf hin, dass Musik letztendlich Freude machen und bringen soll. Der „Handclap“ von Fitz and the Tantrums mit Interaktion zwischen Jugendorchester und Publikum war bester Beweis hierzu.
Viel Frohsinn und Musik mit einem Augenzwinkern lag in den Darbietungen des Großen Blasorchesters, moderiert von Clara und Julia Hsu.
Im Saarländisch-positiven Sinne „mol was anneres“ war sicherlich die „Grand Serenade for an awful lot of Wind and Percussion“ von P.D.Q. Bach im Arrangement von Peter Schickele, der geschickt musikalische Konventionen verlässt. Der Unterhaltungswert basiert dennoch auf Können und äußerster Konzentration der Orchestermusiker. Unterstützt von viel „Gedudel der ersten Klarinetten“ hämmerte sich Solo-Schreib-Maschinist Marc Braun bei „The Typewriter“ von Leroy Anderson in die Herzen der Zuhörer. Auch der „Florentiner Marsch“ in einer Bearbeitung der österreichischen Musik-Kabarettisten Mnozil Brass hinterließ einen überraschenden Aha-Effekt. Posaunist Markus Wittmann reichten 2 Freunde, um „76 Trombones“ von Meredith Willson Zug um Zug in Szene zu setzen. Mehr hätten auch auf der Bühne keinen Platz gefunden. Krönender Abschluss fand der FUNtastische Konzertabend in „Pomp & Circumstances No. 1“ von Sir Edward Elgar und nach lang andauerndem Applaus im „Böhmischen Traum“ mit 2 Gesangsstrophen und dem eindringlichen Wunsch der Musikerinnen und Musiker nach einer ausreichend dimensionierten Kulturhalle – denn die braucht ein lebendiges Gemeinwesen. Der Appell an Stadtspitze und Politik über jegliche Couleur hinaus zum dringenden Handeln sollte laut vernehmlich zu hören sein!