Trotz starkem, russischen Akzent ahnten die ersten Zuschauer beim Weihnachtskonzert „Musik&Theater“ des Mimbacher Musikvereins spätestens nach dem Satz „iechr nix Knacki-habe iechr nurr vorrhin Knaaak gessähn“, wer hinter der Maske des Immobilienmoguls Oleg Krasnov steckte.
Doch der Reihe nach, denn es war wirklich ein spannender Abend, den die Musikerinnen und Musiker ihren Gästen versprachen.
Tauchte doch bereits Top-Dirigentin Marina Null-null-Ochsenreither zusammen mit ihrem Jugendorchester bei „Superspy“ in die geheimnisumwitterte Welt der Meisterspione à la James Bond ein. Erkannte man da bereits die bevorstehenden „Liebesgrüße aus Moskau“ in den Zwischenzeilen der Partitur?
Dass auch die Musik global in einem Netzwerk eingebunden ist, hörte das Publikum bei „African Adventure“ und dem Weihnachtsklassiker „Home alone“, als Kevin allein vor dem Christbaum am Rockefeller Center mit „Jingle Bells“-Geläut der Blockflötenkinder steht. Klein, aber oho: Jasmin Schaeffer knackte mit den „Minis“ die letzten rätselhaften Noten-Codes – fehlerfrei anmoderiert von Fenja Schorr und Lina Eckle – echte Bühnenprofis eben!
Beim „March Willing and Able“ verwies schon der Titel, was das Große Blasorchester mit seinem engagierten Dirigenten Daniel Peters im Folgenden aus Noten zu zaubern vermag, um sein Publikum zu verzaubern.
Trotz fulminatem Ritt des „Don Quichote de la Mancha“ gegen Windmühlen zerriss es einem förmlich das Herz beim 2. Satz im Rückblick seiner imaginären Romanze mit Dulcinea, einer heimlich verehrten Bauerstochter aus Jugendtagen, wie Moderatorin Anja Jung verriet. Herzerwärmend auch „Die letzte Rose“ und „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, zwei Arrangements im Einklang mit Sopranistin Lea Döring, der mit dieser Leistung sicherlich eine große, gesangliche Zukunft bevorsteht. Abkühlung versprachen im Anschluss die „Highlights aus Disney’s Frozen“, wobei das englische „frozen“ phonetisch ja sehr nahe dem Vereinsmotto „Frohsinn“ kommt und letztendlich alles zum Dahinschmelzen war, wie eben auch trotz vielversprechender Vorboten die Hoffnung auf ein „White Christmas“.
Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und mit ihr bei den Bauersleut‘ Heidi und Paul Grünbach (Antje Herrmann und Eric Moschel) die Aussicht auf eine fähige Hilfskraft bei der „Überraschung aus dem Osten“, einem Schwank aus der Feder von Claudia Gysel, den die Theatergruppe eingeübt hatte. Denn alles Gute kommt von Osten, nachdem denn endlich die Verwirrungen auf dem Exbornhof entknotet waren.
An den Fäden zogen Tochter Melanie (Johanna Greff), dem Schlankheitswahn verfallen, dennoch bei After Work Party dicke im Geschäft. Tante Fine Meierhofer (Anja Jung), deren Odeur bei Ostwind gerne einer frischen Brise zur Verdünnung bedurft hätte, Praktikant Ali (Paraderolle für Mustafa Al-Dema), der mit „verdeckt operierenden“ Deutschkenntnissen und sehr viel Selbstironie unserer Gesellschaft den Spiegel vorhielt und Schwägerin Silvia (Maren Tholl), die behutsam ihre nur leicht voreingenommene Familie auf ihre neue Liebe, Oleg Krasnov aus Moskau vorbereiten wollte: Steckte im Designer-Maßanzug und hinter dem Vollbart kein KGB-Agent, sondern Jutta Hähne, deren „knaaakisches Rruussisch“ dem Publikum lange einen Mr. X vormachte.
Ein spannender Abend voller Überraschungen kurz vor der Bescherung, den man kaum in Worte fassen kann. Man sollte es einfach miterleben-im Publikum oder auf der Bühne. Vielleicht fasst sich die eine oder der andere mal einen besseren Vorsatz fürs Neue Jahr statt Gewichtsreduktion oder Sport… (vk)