Zu „Musik & Theater“ lud der Musikverein „Frohsinn“ Mimbach am 4. Adventssamstag in die Blieskasteler Bliesgaufesthalle ein. Wobei dieses Jahr vielleicht das Motto „Business as usual & eine gehörige Portion Galgenhumor“ besser gepasst hätte.
Mitten in der Vorbereitung zum Jahresabschlusskonzert wurde nämlich dem 1. Vorsitzenden Horst Kreutz die Kündigung des Proberaums in der alten Mimbacher Schule zugestellt – eine herbe Niederlage für den Verein, wie er in seiner Begrüßung feststellen musste. Trifft dieser Verlust die Musiker bereits bis ins Mark, setzte die Art und Weise, wie hier Fakten geschaffen wurden, noch eins obendrauf. Umso erstaunlicher, dass sich die Akteure dennoch für ein so tolles Weihnachtskonzert motivieren und die Zuhörer über drei Stunden bestens unterhalten konnten.
Dirigentin Marina Ochsenreither griff anfangs ganz tief in die Notenkisten und erzählte mit ihrem fast 30 Musikerinnen und Musiker starken Jugendorchester Geschichten aus dem „Land of the Pharaohs“, wobei die antiken Hieroglyphen von Kees Vlak in heutige Notenschrift übertragen wurden. Von den Pyramiden in die Karibik ist es spätestens seit der Erfindung des Flux-Kompensators nur ein Wimpernschlag. Hier hat Hollywood Großes geleistet ebenso mit dem Dauerbrenner „Fluch der Karibik“, dessen Filmmelodie Ohrwurmcharakter besitzt und den Jungmusikern bei ihrem Vortrag so richtig Spaß bereitete.
Ist es nicht das Wesen der Musik, Freude miteinander und über Generationen zu teilen? Und so waren die Blockflötenmädels unter Leitung von Jasmin Schaeffer die heimlichen Stars, die mit „Jingle Bells“ ihren großen Auftritt hatten und deren Augen mit denen ihrer Eltern und Großeltern um die Wette glänzten.
Musikalisches Glanzlicht des Abends aber war sicherlich „The Witch and the Saint“ von Steven Reineke. Das Große Blasorchester unter Leitung von Daniel Peters entführte das aufmerksame Publikum ins mittelalterliche Ellwangen und schilderte sehr plastisch das Leben der Zwillingsschwestern Helena und Sibylla in dunkler Zeit der Inquisition und Hexenverfolgung. Steven Reinekes Werk beruht auf dem Buch von Ulrike Schweikert „Die Hexe und die Heilige“ und bot ganz großes Kopfkino. Im krassen Gegensatz, seichter und lockerer, aber nicht minder unterhaltsam, flimmerte dann der „TV-Kultabend“ durch die Halle. „Fernsehmoderatorin“ Kristina Tholl kam bei der Aufzählung der Klassiker der 80er und 90er ins Schwärmen, ob u.a. „Traumschiff“, „Schwarzwaldklinik“ oder Dauerbrenner „Lindenstraße“: Eine musikalische Wiederholung wird hier nie langweilig!
Kurzweilig danach die Premiere des Zweiakters „Sie können kochen?“. 6 Musikerinnen und Musiker übten seit September neben den Orchesterproben und der Vorbereitung zur Teilnahme am Landesmusikwettbewerb dieses Bühnenstück von Claudia Gysell ein.
Herzerfrischend, wie die eloquenten Lebedamen der Dreier-WG (Antje Herrmann, Johanna Greff und Maren Tholl) ihrem Ex-Mitbewohner, Koch und Wäschewart „J-P“ (Martin Lauer) nachtrauerten, Nachbarin Alice (Anja Jung) mit Rührteig aus besten Zutaten der Dauerleihgaben Butter, Mehl und Zucker die Wohnung dekorierte und schliesslich ein neuer, französischer Mitbewohner (Eric Moschel) – aufgelesen „vor das Aldi“ – eine neue Bleibe fand. Da blieb nur Souffleuse Katja Becker sprachlos…
Offiziell obdachlos aber werden alle Akteure des Abends zum Jahresbeginn 2016, falls die Mimbacher Schule als potenzielle Flüchtlingsunterkunft benötigt wird. Es wäre wünschenswert, wenn die anwesenden Stadträte und der erste Beigeordnete Georg Josef Wilhelm an diesem Abend die Weihnachtsbotschaft verstanden hätten.
Nur dass aktuell annähernd achtzig Musiker an der Pforte des Rathauses klopfen und um einen geeigneten Proberaum bitten müssen! (vk)