„Seit Jahren denke ich nach jedem Eurer Konzerte, dass dies das Beste war und nicht mehr zu toppen ist. Doch ich werde immer wieder eines Besseren belehrt. Woher nehmt Ihr immer Eure Ideen?“, so ein Ohrenzeuge im Anschluss an das Jubiläumskonzert des Mimbacher Musikvereins, das mit seinem Motto „Glorious“ bei weitem nicht untertrieb.
Eingestimmt auf einen abwechslungsreichen Abend mit einem Glas Maibowle, welche seit 40 Jahren von Walter Klein zubereitet wird, erfreuten sich die Zuhörer zu Beginn an der „Zukunftsmusik“. Die Blockflötenkinder unter Leitung von Jasmin Schaeffer und das Jugendorchester zeugten vom hohen Niveau der Nachwuchsförderung im Verein. Hier lernen die Jüngsten nicht nur ihr musikalisches Handwerk, sie dürfen auch selbst moderieren. Und auch wenn manch Ansagerin kaum ans Mikrofon heranreichte, waren ihre Präsentationen bereits sehr eindrucksvoll.
Floss anfangs der „Indian River“ gemütlich durch den Konzertsaal, so begann mit lautem Kriegsgeschrei der Indianer vom Stamme des Jugendorchesters unter Häuptling Marina Ochsenreither bei „Call of the Buffalo“ die Lagerfeuergeschichten um den Medizinmann Buffalo, der aber auch über sehr subtile Be- und Verhandlungsmethoden verfügte, wie das lange, melancholische Flötensolo von Clara Hsu bewies.
Mit solchen musikalischen Leistungen darf man gespannt in die Zukunft blicken, wobei an diesem Abend ein Rückblick erlaubt war, angesichts der feierlichen Verleihung der Pro Musica Plakette seitens des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier, würdevoll überreicht von der Staatssekretärin des Kultusministeriums Christine Streichert-Clivot. 1903 gegründet verflogen die letzten 115 Jahre der Vereinsgeschichte wie im Zeitraffer, so spannend Anja Jung und Stefan Hamernik die Chronik erzählten. Vorsitzender Horst Kreutz verriet zudem, wie man überhaupt so alt werden kann: Sich ständig neu erfinden, dabei aber nicht jedem Trend hinterherlaufen und uneigennütziges Personal waren nur wenige Punkte der Zutatenlisten des „Frohsinn“-Lebenselixiers.
Und wie herrlich es ist, sich seines Lebens trotz mancher Widrigkeit zu erfreuen zeigte im Anschluss das Große Blasorchester. Auch wenn 2 Tage vor dem Konzert die Veranstaltung mit der Erkrankung des Dirigenten aus dem Takt zu geraten schien, so fand Daniel Peters kurzfristig in Eric Grandjean einen würdigen Ersatz. Gemeinsam feierte man bei „The Grapes of the sun“ von Mario Bürki das Jubiläum und seinen Interims-Einstand, bot zusammen mit Solistin Marina Ochsenreither bei „Concerto for Clarinet“ aus der Feder von Artie Shaw mit seinem typischen Boogie-Woogie-Swing-Stil einen musikalischen Hochgenuss vom tiefen E bis zum hohen c4. Wer jetzt noch nicht gerührt war, wurde mächtig geschüttelt bei „James Bond 007“ in dem wunderbaren Arrangement von Johan de Meij. Very British dann auch das große Finale mit „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar und dem Versprechen der Musikerinnen und Musiker für die nächsten 115 Jahre: „The Show must go on“. Nach dem tosenden Applaus war auch klar, woran Daniel Peters erkrankt war: Am gebrochenen Herzen – dass er nach intensiver Vorbereitungsphase nicht selbst dirigieren konnte. Vielleicht startet er sein Comeback mit „Hello again?“ – wer weiß. Gute Ideen besitzt er ja zuhauf! (vk)