Die 2015er „Klingende Maibowle“ des Musikvereins „Frohsinn“ Mimbach hätte gewiss eine Auszeichnung im Gault Millau verdient. Denn das „Cuvée“ bestand nicht nur aus erlesesten Zutaten, sondern schmeckte auch den Zuhörern in der gut besuchten Festhalle vortrefflich. Verantwortlich hierfür waren neben „Kellermeister“ Walter Klein für die „flüssige“ Bowle im Foyer natürlich auch die Dirigenten für die „Musikalische“ auf der Bühne.
Marina Ochsenreither legte mit ihrem Jugendorchester bei „Of Castles and Kings“ einen hörenswerten Auftakt hin. Beim „Spyder Rag“ von Kees Vlag mit Solist Florian Freidinger am Altsaxophon zeigte das Ensemble bereits eine perfekte Klangbalance, obwohl Dirigentin und Orchester erst seit knapp einem Jahr zusammenarbeiten.
Seit letztem Herbst hat das Jugendorchester mit Querflötistin Clara Hsu sogar eine eigene Ansagerin und es bereite ihr großen Spaß, Stücke, Mitspieler und ihre „Cheffin“ zu präsentieren.
Ein gelungener Maibowlen-Einstand also für die junge Dirigentin, die am Konzertabend zudem ihren Geburtstag feierte. Mit „Vielen Dank für die Blumen“ konnte sie sich mit ihrem Orchester nicht passender vom begeisterten Publikum verabschieden.
Um auch künftig Spitzenjahrgänge zu erzeugen, pflegt seit nunmehr 45 Jahren der Mimbacher Musikverein seinen Hang zum Nachwuchs durch eine rege Jugendarbeit. Und traditionell durften sich auch wieder die Jüngsten mit ihren Blockflötenspiel zur Freude insbesondere der (Groß-) Eltern einem großen Publikum präsentieren.
Seit geraumer Zeit bietet der Verein dem Schlagzeugnachwuchs in Workshops Weiterbildungsmöglichkeiten an. Dozent Ronald Lück erweist sich hier nicht nur als Profidozent, sondern auch als perfekter Entertainer. Mit einem Kochrezept als Partitur und Holzlöffel als Sticks kam so mancher Zuhörer bei der „Mahlzeit-Performance“ auf den guten „Drum“-Geschmack.
Die „Montana Fanfare“ des Österreichers Thomas Doss führte Zuhörer und das Große Blasorchester unter der Leitung von Daniel Peters im zweiten Teil bei strahlendem Blech an die Südhänge der höchsten Alpengipfel.
Wer danach dachte, dass damit der Zenit des Abends erreicht war, irrte gewaltig. Denn das, was die Musikerinnen und Musiker danach boten, war konzertante Blasmusik vom Allerfeinsten. Anna Becker und Johanna Greff brillierten mit ihren Querflöten bei „Celtic Flutes“: Anspruchsvolle Kadenzen, schnelle Läufe und einfühlsame Melodien brachten einen frischen Frühlingshauch von Irlands grüner Insel in die Festhalle.
Ein völlig gegensätzliches Bild zeichnete der „Beelzebub“ von A. Catozzi. Wie besessen hauchte Jörg Dressler glühendes Leben in seine Tuba und die Finger flogen dabei beinahe von Teufelshand geführt über die Ventile des „tiefen“ Instruments.
Eine „Etage“ höher in einem U-Bahnschacht startete Gerry Rafferty seine Karriere. Seine „Baker-Street“ erreichte Weltruhm und auch Franziska Fischer am „Solo-Sax“ scheint dieser Weg offen zu stehen.
Ruhmreich war auch das Leben des spanischen Nationalhelden „El Cid“. Mit Bravour erzählte Eric Moschel auf seiner Trompete vom bewegten Leben des stolzen Kämpfers aus Kastilien und es brauchte einen gehörigen Ansatz für den musikalischen Ausflug ins 11. Jahrhundert.
Ebenso virtuos wie die Solisten der vorangehenden Kompositionen beherrscht auch Dirigent Peters sein Instrument. Kleine, schwarze Noten der Partitur transformiert er mit seinem Orchester in große, facettenreiche Musik. Die Interpretation von „Fluch der Karibik“ im Arrangement von John Wasson war ein wahrer Segen für die Zuhörer.
Ohne Gefahr von Verletzungen oder Seekrankheit konnten sie die gefährlichen Abenteuer von Jack Sparrow aus nächster Nähe verfolgen. Ja, man stand förmlich selbst am Ruder der Black Pearl- mittendrin eben, statt nur dabei.
Ebenso schnell wie der Dreimaster übers Meer zu fliegen schien, verflog auch die Zeit und Moderatorin Tina Buchheit musste nach dem tosenden Applaus von ihrem „Ausguck“ bereits die Zugabe verkünden: Bei „Fascinating Drums“ durften sich die Galeerentrommler noch mal so richtig austoben ehe das Große Orchester zum Ausklang mit „Star Treck – The Inner Light“ so manchem Gast die Augen wässrig werden ließ -Tränen der Rührung als letzte Zutat dieser großartigen Maibowle. (vk)