Blieskastel liegt am Zuckerhut – Bericht der „Klingenden Maibowle“

Wer in die Zukunft blicken will, braucht dafür eine Glaskugel oder viel Fantasie. Wer kürzlich in die Zukunft hören wollte, brauchte dazu nur zwei Ohren und ein Ticket für die „Klingende Maibowle“ des Musikvereins „Frohsinn“ Mimbach.
Fern jeder Vorahnung waren die tollen Klänge, welche das Projektorchester „Zukunftsmusik“ dann aus den Trichtern der Instrumente zauberte. Schüler und Jugendliche der Vereine aus Limbach, Rohrbach und Mimbach probten hierfür anfangs zu Hause, danach am gemeinsamen Probenwochenende in „Spohns Haus“ (Gersheim), um am Konzertabend schließlich als vollbesetztes Blasorchester noch über sich hinauszuwachsen. Unter abwechselnder Leitung der Dirigenten Marina Ochsenreither, Karsten Kühn und Udo Lovisa wagten sich die Musiker u.a. an Klassiker wie „West Side Story“ und „Thriller“ heran. Und welche Freude es war, im großen Verbund zu musizieren, erkannten die Zuhörer an der knackig präsenten Basslinie und dem pulsierenden Beat der Schlagzeuger.

Dem wollten die allerjüngsten im Verein in nichts nachstehen bei ihrem großen Auftritt mit Blockflöte und einer Bodypercussion-Performance unter Anleitung ihrer „Trainerin“ Jasmin Schaeffer. Wenn so die Zukunft aussieht, sollte uns allen nicht bange sein.

Und mit „La Cucaracha“ aus der Caribicana-Suite geleitete das große Jugendorchester die Gäste nach Lateinamerika, wo sie Anja Jung mit einem herzlichen „Buenas noches y bienvenidos“ zusammen mit dem Großen Blasorchester zu „Latin!“ begrüßen durften.
Noch nie mundeten wohl „Avocados“ besser denn als Komposition von südamerikanischen Rhythmen mit einem Hauch Glenn Miller-Sound und einer Prise Swing nach dem wohl allerbesten Rezept von Hans-Joachim Rhinow und angerührt mit dem Taktstock von Daniel Peters.
Den Salsa für den pikanten Geschmack lieferten „Latin Woods“, wobei Mario Bürki gekonnt den Sound eines europäischen Klarinettenquartetts (Gabi Carbon, Isabella Raffel, Jasmin Schaeffer und Volkmar Klein) mit kubanisch-kolumbianischer Rhythmik vermengt.
Bei „Os pássaros do Brasil“ wagten die Mimbacher Musiker einen Blick hinter die Kulissen des Brasilianischen Karnevals und erzählten von Menschen, die von Samba alleine nicht satt werden und dennoch dafür alles geben.
Nach so viel Melancholie beantwortete Henning Klahm bravourös eine bislang nie gestellte Frage: Passen Solo-Tuba und Latin zusammen? Ein ganz klares „ja“ ist die Antwort, wenn zuvor die „Partnervermittlung Bürki“ mit „Latin Tuba“ Hand anlegte. Spätestens seit „Can’t take my eyes of you“ glaubt man an Liebe auf den ersten Blick, die bis über den Schlussakkord hinaus andauert. Zum großen Finale marschierten die Sambatrommler angeführt von André Schmidt mit seinen blauen LED-Leuchtsticks in den abgedunkelten Saal und bei „Brazil“ suchten auch die Bläser den direkten Schulterschluss zu ihrem Publikum in der Festhalle. Und wer nun in Zukunft die Frage „Stadt am Zuckerhut“ mit „Blieskastel“ beantwortet, fantasiert in keinster Weise. (vk)

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